Transformation statt Abbruch
Die ALLIANZ ALTE WU ist ein offenes und zivilgesellschaftliches Netzwerk aus Architekturinstitutionen, Interessengemeinschaften, engagierten Kultur- und Architekturschaffenden, sowie Nutzer*innen der Alten WU. Darunter sind die IG Architektur, die Allianz für Substanz, Architects for Future Austria, das Kollektiv Raumstation, sowie weitere Zusammenschlüsse und Personen.
Unser gemeinsames Ziel ist es, den großflächigen Abbruch der Alten WU zu verhindern. Stattdessen wollen wir einen Prozess für eine zukunftsweisende Transformation der gesamten Gebäudestruktur vorantreiben und diese in ihrem architektonischen, städtebaulichen, ökologischen, sozialen und kulturellen Wert erhalten.
“Never demolish, never remove or replace, always add, transform and reuse.”
Lacaton & Vassal, Pritzkerpreisträger*innen 2021

Foto Allianz alte WU
POSITIONIERUNG
Der von Bundesimmobiliengesellschaft, Stadt Wien, Universität Wien und Universität für Bodenkultur geplante Abbruch eines funktionsfähigen Gebäudes und die damit verbundene maßlose Verschwendung von Ressourcen stellt einen unzeitgemäßen Umgang mit Bestand dar. Wir sehen es als unsere zivilgesellschaftliche und fachliche Verantwortung, uns zum angekündigten Abbruch samt Ersatzneubau kritisch zu positionieren.
Wir sind für den Erhalt der großzügigen und räumlich qualitativen Gebäudestruktur und ihrer, sie umgebenden, offenen, mit der Stadt kommunizierenden Landschaft. Wir sind für die Schonung unserer limitierten Ressourcen und für die Reduktion von unnötigem CO2-Ausstoß durch Abbruch und Neubau der Megastruktur. Wir sind für ein Umdenken in der Planungskultur und der Projektentwicklung, die den Appellen des Klimaschutzes nur zaghaft folgt. Wir sind für die experimentfreudige Weiterentwicklung des Glaspalastes. Wir sind für den Erhalt eines Bestands von ökosozialem Wert, einer lebendige Architektur und Stadtlandschaft, als graue und goldene Energie! Wir sind für die Wertschätzung von Bestand als Ausgangspunkt und die Entwicklung eines verantwortungsvollen Umgangs mit diesem. Wir sind für die Stärkung des Experimentierfeldes der Pioniernutzung und für die gesamtheitlich wirtschaftliche Betrachtung von Bauten und des Bauprozesses.
Es geht um CO2-Reduktionen im Bausektor und um eine positive Haltung gegenüber gealterten Gebäuden. Es geht um den Erhalt einer großzügigen Gebäudestruktur, mit vielen räumlichen Qualitäten, schützenswerten Materialien und Oberflächen. Es geht um sozial gelebte Strukturen innerhalb des Stadtgefüges, abgehoben von der Umgebung als autofreie Insel.
Es geht also auch um mehr, als um den Erhalt der goldenen Energie, die in dieser enormen Baumasse gebunden ist. Durch die “Zwischennutzung” in den letzten Jahren sind sozial gewachsene Strukturen entstanden, die das Gebäude sinnstiftend und gemeinwohlorientiert nutzen. Dieser Ort, der Wissenschaft, Bildung, Kunst und Vereinen Raum gibt, muss zeitgemäß weiterentwickelt werden.
ABRISS HAT SYSTEM
Abreißen und Neubauen hat System. Es folgt einer marktwirtschaftlichen Logik, die sich auf Gewinn, Investition und Wachstum fokussiert, Fragen des Umweltschutzes jedoch oft außer Acht lässt.
Die Baubranche ist ein enormer Treiber in der menschengemachten Klimakrise. Durch den Abriss von Gebäuden entstehen jährlich viele Tonnen Müll. Das Umweltbundesamt Österreich ermittelte für das Jahr 2022 ein Abfallaufkommen in Höhe von rund 73,9 Millionen Tonnen. Die größten Anteile stellen Aushubmaterialien mit 59% und Abfälle aus dem Bauwesen mit 16% dar. Gemeinsam umfassen diese rund 3/4 des gesamten Abfallaufkommens in Österreich. Binnen der letzten 30 Jahre hat sich der Anteil des Aushubs um rund 190% erhöht (vgl. Umweltbundesamt). Mit dem Abbruch der riesigen Baumasse der alten WU würde sich das Aufkommen abermals um ein Vielfaches erhöhen, denn dieser Abbruch wäre österreichweit einer der größten der kommenden Jahre.
Wo bleibt also ein behutsamer Umgang mit dem Bestand, der instand setzt und repariert, umnutzt und umbaut, anstatt abzureißen und neu zu bauen?
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